Sonntag, 8. Februar 2015

Wolf Alice, Offenbach, 07.02.15


Konzert: Wolf Alice (als Support von alt-j)
Ort: Stadthalle Offenbach
Datum: 07.02.2015
Dauer: gut 30 min
Zuschauer: ca. 4.000 (ausverkauft)

 

Ich bin schon häufig wegen der Vorgruppe zu einem Konzert gefahren, selten allerdings in ausverkaufte 4.000er Hallen. alt-j sind vermutlich zur Zeit europaweit die größte Indieband (unterhalb der sporthallenfüllenden Radiohead). Viele der Konzerte der aktuellen Tour sind ausverkauft, zum Tourauftakt in London spielte die Band vor 20.000 Zuschauern. Mich hätte nichts dazu gebracht, mir alt-j noch einmal anzusehen, vor allem nicht im Palladium in Köln oder in der Stadthalle in Offenbach. Ich verstehe alt-j, die Musik der Band und folglich den Hype um sie nicht. Vermutlich bin ich musikalisch viel zu einfach gestrickt. Es ist aber nicht so, daß ich die Band schrecklich fände, einige Lieder gefallen mir gut. Daß alt-j eigen und damit einzigartig sind, verstehe ich auch. Das war's. 


Meine Verweigerung hat auch nichts mit diesesem albernen Indie-Reflex zu tun, Bands nicht mehr zu mögen, sobald sie größer und bekannter werden, von dem ich mich glücklicherweise meistens freisprechen kann. Ich habe alt-j zwar erstmals als Support von Big Deal vor 39 Leuten gesehen - mit einem 18-minütigen Programm. Aber auch schon da fand ich den Auftritt ok, besonders aber nicht so faszinierend, daß ich mir vorstellen konnte, dies auf Platten- oder Konzertdauer genießen zu können. Im E-Werk in Köln ging es mir genauso, als alt-j auf Headline-Tour in Deutschland waren. Nicht meine Tee-Tasse.

Ich musste aber trotzdem in die Offenbacher Stadthalle mit ihrem Turnhallen-Charme. Denn als eine der beiden Vorgruppen wurde vor wenigen Wochen Wolf Alice aus London angekündigt. Seit ich die Engländer 2013 beim End Of The Road Festival kennengelernt habe, bin ich hin und weg von der Band. Auch wenn es noch kein Album gibt, bin ich damit nich alleine, 2013 war Wolf Alice die britische Band, über die am meisten gebloggt wurde. Die Hype Machine hatte dies herausgefunden. Über Newcomer-Bands werde eben viel gebloggt, sagte Bassist Theo vorher in einem Interview. Und sie seien jetzt ja schon seit Jahren Newcomer.

Vor Wolf Alice begann allerdings eine weitere Supportband, Gengahr (London). Gengahr waren so eine Eigentlich-Band. Eigentlich fand ich die nämlich ganz gut. Die Melodien gefielen mir ausgezeichnet, der Gesang allerdings gar nicht. Wer auch immer jungen Musikern einredet, nur mit Kopfstimme werde man richtig erfolgreich, gehört zum Fernsehen oder in die bildende Kunst weggelobt. Der Gengahr-Sänger gefiel mir immer gut, wenn er mit seiner normalen Stimme sang, das tat er aber kaum.

Aber jetzt zu meiner Hauptgruppe.


Wolf Alice sind eine dieser Gruppen, deren Musik ich nicht so richtig fassen kann. Es geht aber nicht nur mir so. Liest man Porträts der Band, kommt da von Grunge über Folk alles vor. Wolf Alice bezeichnen sich selbst als "rocky pop." Im Juni erscheint nach einer Reihe von EPs und Singles endlich das Debütalbum. "Wann hast Du uns gesehen? 2013? Dann wirst Du nicht alle Lieder kennen, die wir spielen" - klang verlockend! Ich liebe die bisherigen Veröffentlichungen, es ist aber natürlich spannend, auch neue Sachen zu hören.

Die vier Londoner begannen ihren Auftritt um 20.15 h vor schon sehr voller Halle. Wolf Alice sind Gitarristin und Sängerin Ellie, Gitarrist Joff, Bassist Theo und Schlagzeuger Joel. Sie begannen ihr Set mit Moaning Lisa smile, der Single von der aktuellen EP Creature songs (2014). Wir standen ziemlich weit am Rand - schon um fünf standen Leute vor der Halle - die Mitte des häßlichen Saals war also schnell voll - die Stimmung schien aber im Innenraum gleich vom Start weg sehr gut zu sein. Obwohl Wolf Alice musikalisch nicht perfekt zu alt-j passen, kam die zweite Supportband offenbar beim aufgeschlossenen Publikum sehr gut an. Bei mir eh - das Konzert war hervorragend!

Daß Wolf Alice musikalisch nicht zu alt-j passen, stimmt zwar, sie passen aber dann doch, weil ja auch die Hauptgruppe stilistisch so wenig zu greifen bzw. in Genreschubladen zu packen ist.

Danach kam eines der drei unveröffentlichten Stücke des kurzen Konzerts. Your love's whore ist allerdings schon älter, Wolf Alice hatten es bereits bei meinem ersten Konzert gespielt, genau wie das herrlich punkige You're a germ ("1-2-3-4-5"), in dem Schlagzeuger Joel in einer Art Echo mitsingt. Hoffentlich werden die beiden Stücke auf der Platte oder sonstwo veröffentlicht! Das dritte unveröffentlichte Lied kannte ich nicht. Giant peach heißt es, erfuhr ich hinterher. Giant peach ist deutlich rockiger als der Rest. Also rocky rock statt pop. 

Der Rest des Programms waren die Knüller der EPs und Singles. In meiner Mitschrift steht da an jeder Stelle "Hit". Hit wie Blush (der größte!) oder Bros oder Fluffy

Wenn eines nicht toll war, war das die kurze Auftrittszeit. Die Ansetzung (Wolf Alice 20:15 h, alt-j 21:30 h), die vorher veröffentlicht wurde, verhieß zehn bis fünfzehn Minuten mehr. Aber glücklicherweise spielen Wolf Alice auch im Sommer überall da, wo auch alt-j gebucht sind. Also sehen wir uns beim Best Kept Secret Festival wieder.

Wenn man sich so übertrieben auf eine Band live freut, kann das ja auch gehörig schief gehen. Tat es nicht, tat es so was von gar nicht! So wie sich der Abend für 3.999 Leute wegen alt-j gelohnt hatte, hatte er es für mich wegen Wolf Alice! Wundervoll!

Setlist Wolf Alice, Stadthalle Offenbach:

01: Moaning Lisa smile
02: Your love's whore
03: Storms
04: Ninety mile beach
05: You're a germ
06: Blush
07: Giant peach
08: Bros
09: Fluffy

Links:

- aus unserem Archiv:
- Wolf Alice, Larmer Tree Gardens, 30.08.13
- alt-J, Paris, 24.02.13
- alt-J, Köln, 22.02.13 
- alt-J, Paris, 20.07.12
- alt-J, Köln, 04.03.12

(alt-j gefielen mir am Anfang recht gut. Die zwei Hits am Anfang waren mitreißend. Allerdings verliere ich bei der Band grundsätzlich nach einigen Minuten den Spaß und jegliche Aufmerksamkeit. Die 75 min Konzert plätscherten mal spannender, mal langweiliger vor mir her. Aber ganz offenbar liegt das an mir und nicht an alt-j, denn der Saal tobte, schmetterte mit und filmte die Handys voll. Es war also ein tolles Konzert, denke ich.)




3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Guter Bericht. Was ich schon immer mal fragen wollte: Welche Kamera nutzt Ihr für die Konzertbilder? Die sind ja meist hervorragend.

Christoph hat gesagt…

Danke!

Die Fotos hier habe ich mit einer Panasonic Bridge (DMC-FZ45) gemacht. Da die ein festes Objektiv hat, bekommt man die in die meisten Konzerte ohne Diskussionen rein. Daß die Bilder hier ok geworden sind, lag aber vor allem am tollen Licht, das alt-j wohl mitgebracht hatten. Wir standen nämlich recht weit weg, sechste, siebte Reihe auf Höhe der rechten Boxen. Das ist normalerweise für die Kamera viel zu weit.

Ansonsten fotografiere ich ab und an mit einer Canon Spiegelreflex, wenn ich das erlaubt bekomme (und vorher frage).

lina taylor hat gesagt…

Noch jemand der nur für wolf alice zu alt-j gegangen ist! in hamburg waren sie auch richtig gut <3

 

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